Pressemitteilung des CDU Kreisverbandes Rastatt

Veröffentlicht am 22.08.2022

Alarm – ist die Energieversorgung im Landkreis gesichert?
Kreis-CDU zeigt bei Veranstaltung zu Energiesicherheit weiteren Handlungsbedarf auf

Kann ich im Winter noch heizen und wenn ja, wie viel kostet mich das? Was ist notwendig, um auf
absehbare Zeit wieder verlässliche und bezahlbare Energie zu bekommen? Diese Fragen standen bei
einer Diskussionsveranstaltung des CDU-Kreisverbands Rastatt in Rastatt im Mittelpunkt. Im
Restaurant „Hopfenschlingel“ stellten sich mit Fabienne Körner, Geschäftsführerin der
Energieagentur Mittelbaden gGmbH, Reiner Liebich, kaufmännischer Geschäftsführer der Stadtwerke
Bühl, Dr. Wolfgang Zander, BET Energie, Experte für Energiewirtschaft sowie Landrat Dr. Christian
Dusch, vier hochkarätige Experten der Debatte.

CDU-Kreisvorsitzende Brigitte Schäuble machte zu Beginn der Veranstaltung die Brisanz der aktuellen
Lage deutlich. „Jeden Tag erreichen uns neue Hiobsbotschaften. Die Preise steigen immer weiter,
gleichzeitig ist die Versorgung mit Gas im Winter nicht gesichert. Was passiert mit unseren
Krankenhäusern, Alten- und Pflegeheimen, was machen Familien und Betriebe im Winter,“ äußert
sich Schäuble besorgt. Schwierige Fragen also, denen sich die vier lokalen Referenten im vollbesetzen
Veranstaltungsaal des Hopfenschlingels stellten. Bevor die Teilnehmerinnen und Teilnehmer mit den
Energie-Experten an Einzelzischen intensiv diskutieren konnten, gaben Dusch, Körner, Liebich und
Zander einen kurzen Impulsvortrag. In den jeweiligen mit Zahlen und Daten gespickten Vorträgen,
kam die berufsbedingten unterschiedlichen Perspektiven der Referenten zum Tragen.

Die Versorgungssicherheit und die explodierenden Energiepreise standen im Mittelpunkt des
Vortrags von Reiner Liebich, Geschäftsführer der Stadtwerke Bühl. „Rund 41 Prozent des
Energiebedarfs privater Haushalte wird aus Erdgas gedeckt – damit ist Erdgas mit weitem
Abstand der wichtigste Energieträger“, erklärte Liebich. Der Stadtwerke-Geschäftsführer machte
deutlich, dass Deutschland bis zum Beginn des Kriegs in der Ukraine rund 55 Prozent seines Gases
aus Russland bezogen hat. Dieser Anteil habe sich auf rund 30 Prozent reduziert. Anfang August
waren die Gasspeicher zu etwa zwei Dritteln gefüllt. Und knapp 70 Prozent des nach Deutschland
fließenden Gases stammen mittlerweile aus nicht-russischen Quellen, so Liebich: „Diese Mengen
dürften unter der Annahme, dass die Verbräuche ähnlich hoch wie in den Vorjahren ausfallen, bis in
den Januar 2023 reichen.“ Zu den steigenden Beschaffungskosten und den angekündigten
Gasumlagen der Bundesregierung sagte Liebich: „Als kommunales Unternehmen versuchen wir, nach
allen Kräften die steigenden Preise für unsere Kunden abzufedern. Trotzdem wird es zu starken
Preiserhöhungen kommen. Die Beschaffungspreise haben sich in den zurückliegenden 12 Monaten
verfünf- bis versiebenfacht.“ Auch für die Zukunft sieht Liebich große Aufgaben auf uns zukommen.
„Die aktuelle Krise zeigt uns, dass Energie nicht nur systemrelevant ist – sie ist regelrecht
fundamental. Die zweite große Herausforderung, vor der wir stehen, ist der Klimawandel – es gilt, die
Energiewende voranzubringen – und vor Ort dezentrale Strukturen zu schaffen. Eine weitere
Herausforderung ist den Standort Deutschland zu stabilisieren, damit wir wettbewerbsfähig bleiben“.

Dr. Wolfgang Zander beschäftigt sich seit Jahrzehnten mit Energiepolitik und der Transformation.
Wie Liebich betont auch er in seinem Vortrag die große Aufgabe, die uns bevorsteht: „Die
Dekarbonisierung der Energieversorgung ist ein gesellschaftliches Großprojekt, das eine gewaltigen
Kraftakt erfordert. Zentrale Hemmnisse und gleichzeitig Herausforderungen sind die viel zu langen
Genehmigungsdauern für Erneuerbare Energieanlagen und die Umgestaltung der Wärmeversorgung
bei den Bestandsgebäuden. Insbesondere private Gebäudeeigentümer brauchen Unterstützung bei
der komplexen Aufgabe, die Wärmebereitstellung auf Erneuerbare Quellen umzustellen“, so Zander.

Die langwierigen Planungszeiten und komplexen bürokratischen Vorgaben sind auch Landrat Dr.
Christian Dusch ein Dorn im Auge. Er betont, dass sich in den vergangenen Jahren einiges getan habe
und der Landkreis selbst aktiv sei. Immer wieder aber werde man ausgebremst. So habe
beispielsweise die Ampel-Regierung im Bund jüngst die Flächen für Fotovoltaik-Anlagen auf Seen
begrenzt. Die Regierung sei nicht in der Lage Prioritäten zu setzen, zu Lasten der
Ausbaugeschwindigkeit und Planungssicherheit – das müsse sich zügig ändern. Dusch betont dabei,
dass kürzere Planungszeiten nicht weniger Bürgerbeteiligung bedeuteten. Vielmehr müssten diese
Projekte von Anfang an in einer breiten Öffentlichkeit debattiert werden. Transparente Prozesse
schüfen Akzeptanz und trügen somit ebenfalls zu schnelleren Prozessen bei.

Als Leiterin der Energieagentur Mittelbaden erfährt Fabienne Körner aus erster Hand, was viele
Bürgerinnen und Bürger derzeit umtreibt. Der Bedarf an Beratung ist hoch, viele haben Fragen, was
Sie konkret unternehmen können. Entsprechend klar ist daher auch Körners Aussage: „Nicht Reden –
sondern Handeln“, sei das Gebot: „Die anstehende Energie(preis)krise wird eine finanzielle
Belastungsprobe für alle Haushalte aber auch den Gewerbebereich werden. Gemeinsam können wir
alle durch entsprechendes Verhalten dazu beitragen die Krise abzumildern. Das Sparen von Strom,
Heizenergie und Warmwasser sowohl im privaten als auch beruflichen Umfeld führt nicht nur zu
Kostensenkungen sondern stellt auch eine länger andauernde Energieverfügbarkeit sicher!“

Brigitte Schäuble dankte den Referenten für die klaren Worte und die spannenden Perspektiven und
nahm einen klaren Auftrag mit. „Als Union müssen wir in Land und Bund weiter für den Abbau von
Bürokratie und die Verkürzung langer Planungszeiten einstehen. Die Ampel-Regierung muss sich
endlich einigen, welchen Kurs sie in der aktuellen Lage fahren möchte und den Bürgern Sicherheit bieten!”

v.l.n.r.: Dr. Wolfgang Zander, Fabienne Körner, Tobias Wald MdL, Brigitte Schäuble, Dr. Alexander Becker MdL, Reiner Liebich, Dr. Christian

Dusch