“eWayBW – das Murgtäler Millionengrab”

Veröffentlicht am 08.09.2020

eWay hat mehrere Aspekte, einen technischen, einen politischen und einen prozessualen. Technisch kann man darüber streiten, ob Lastwagen, die an Stromkabeln hängen, wirklich eine zukunftsfähige  Lösung sind, um die – unbestritten  – großen Herausforderungen des Klimawandels und der Verkehrsbelastung zu lösen. Die Technik ist hundert Jahre alt, bereits in Amerika und Schweden getestet, aktuell auf zwei Autobahnstrecken in Deutschland. Aber es fehlte ja noch die B 462 im Murgtal! Unter dem Vorwand, dass es sich ja um eine Kurvenstrecke mit Steigungen handelt streut das Verkehrsministerium Sand ins Auge des skeptischen Betrachters. Um dann festzustellen, dass der Abschnitt Ottenau aus dem Projekt gestrichen werden muss, weil  ein Kabel  – gespannt zwischen zwei Masten  – halt keine Kurve bilden will, sondern weiterhin schnurgerade läuft. Und dass zwischen Kuppenheim und Obertsrot gerade mal 50 Höhenmeter liegen, aber verteilt auf 15 Kilometer. Man merkt den Versuch der Volksverdummung und ist verstimmt.

Der fachliche Austausch wird überlagert vom politischen Missklang. Es gibt viele Wege, die Menschen im Murgtal zu verärgern. Verkehrsminister Winfried Hermann kennt sie alle. Falls es eine „Politik des Gehörtwerdens“ je gab, dann waren das die Bürogespräche zwischen dem grünen Minister und seinem Amtsleiter, die gemeinsam im Chor die Murgtäler als „technologiefeindlich“ und „rückwärtsgewandt“ tituliert haben. Selten hat  ein Mitglied einer Landeregierung einen ganzen Landstrich derartig beleidigt. Da hilft jetzt auch nicht,  dass der Minister  alle 14 Tage hochrangige Besucher zur  Baustelle  karren lässt – oder kommen etwa alle mit dem Rad  – um das Murgtäler Millionengrab gesund beten zu lassen.

Wer bisher von der Autobahn kommend ins Murgtal fuhr sah die Berge, intakte Landschaft, Streuobstwiesen. Und jetzt 200 Strommasten für 5 schwedische Lastwagen. Das ist nicht die Klimawende, das hat nicht einmal eine positive CO2-Bilanz. Das sind 200 Masten Begrüßungsspalier zum Natur- und Nationalpark. Willkommen im grünen Absurdistan.

Noch schlimmer ist der finanzielle Aspekt. Die Teststrecke wird von drei auf zwei Abschnitte gekürzt, dafür steigen die Kosten. Somit gibt es weniger, aber für mehr  Geld. Das ist nicht einmal ein Schulterzucken wert, da der Minister ja nicht sein eigenes Geld ausgibt, sondern Steuergelder.

In Summe ist der fachliche Disput überlagert vom unsäglichen politischen Stil. Die Murgtäler sind friedliche Menschen, haben sich mit dem Bau inzwischen abgefunden und setzen ihre Hoffnung auf den Rückbau. Jeder weiß, dass wir Lösungen brauchen für die Verkehrs- und Umweltprobleme. Grüne „Basta-Politik“ wird sie nicht bringen – und dafür läuft die Uhr ab.